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Jormungandr - Tag 8

[Tag 7 - keine Session. Eingeschlafen!]


13.06.2020


So schlecht ich gestern meine Anbindung fand, heute hatte ich kaum die Augen geschlossen und war bereit. Jormungandr, die riesige Weltenschlange, blickte mich an, eingerahmt von einem langen Tempelgang. Ich stand noch vor diesem Tempel in der Wüste und fragte mich, wieso, weshalb, warum.

J: Komm nur herein. Es gibt viel zu besprechen.

T: Tut mir leid wegen gestern. Mann, ich habe eine Stunde geschlafen! War ich trotzdem bei dir?

J: Warst du. Sich daran zu erinnern ist nicht der wichtigste Teil der Aufgabe.

T: Okay. Meine Freundin D. lässt übrigens schön grüßen.

J: Das habe ich vernommen.

T: Was ist denn nun gestern alles geschehen?

J: Viel!

T: Warum dieser Tempel?

J: Du hast wirklich keine Ahnung, wer du bist, nicht wahr?

T: Ich fürchte nein.

J: Ist das Leben dann nicht sehr seltsam?

T: Nun, ich kenne es ja nur so.

J: Hm.

T: Wer bin ich denn? Hat dieser Tempel etwas damit zu tun? Er sieht altägyptisch aus.

J: Das ist er auch. Du wurdest "einmal" – und ich meine hier nicht "nur ein Mal in der Vergangenheit" – ins Tempelleben geboren. Heiß, sandig, aber auch voller Empathie. Saftig grün, einer Oase ähnlich. Deshalb tanzt du auch. Deshalb gehst du auch so gerne spazieren. [Ich gehe seit Corona tatsächlich spazieren wie eine Besessene und habe auch mit Nordic Walking angefangen. Viel mehr darf man ja nicht!] Es ist außerdem der Grund, warum du in einem kalten Land geboren wurdest und warum du dich ohne langes Haar nicht wie du selbst fühlst. [Ich habe lange Haare seit ich fünf Jahre alt war. Keine Unterbrechung.] Weißt du, die Frauen in diesem Tempel waren frei. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden. Einige waren Prophetinnen, andere genossen fleischliche Freuden, wieder andere waren Musen und tanzten heilige Tänze für die Götter.

T: Was davon war ich?

J: Alles davon. Du hast mehrere Leben hier verbracht, denn der Tempel hatte so viel zu bieten.

T: Wer war noch dort?

J: Deine Schwester, Tempelfrau durch und durch.

An diesem Punkt fing ich das Zweifeln an, ich gebe es offen zu. Das sind einfach zu viele Zufälle auf einmal. Dass ich orientalischen Tanz liebe und tanze, seit ich acht(!!) bin. Dass ich bei Ägypten-Dokus meistens mit den Augen rolle und mir denke 'die haben ja NULL Ahnung!' Dass mir vor vielen Jahren schon eine Geschichte einer Engländerin in die Hände fiel, die ein paar Minuten tot war und danach Hieroglyphen lesen konnte. Ich habe das nie vergessen. Dass die Schlange andeutete, dass alle meine 'Hexenweiber' auch mal dabei waren bei diesen Tempel-Leben. Das klingt doch alles etwas zu gut, um wahr zu sein!

J: Das Universum funktioniert wie ein gigantisches Uhrwerk. Es enthält die größten Getriebeteile und die kleinsten Zahnrädchen, die ihr Menschen euch vorstellen könnt. Es funktioniert perfekt. Aber es ist unsichtbar für euch. Das was ihr Glück nennt oder Zufall oder Schicksal IST in Wirklichkeit die kontinuierliche Arbeit dieses Uhrwerkes. Ihr seid immer nur so fasziniert, dass ein Ticken dieser Uhr aufs nächste folgt, weil ihr das Uhrwerk noch nie mit eigenen Augen gesehen habt.

T: Ich glaube, ich verstehe das jetzt besser. Bitte fahre fort.

J: Also, deine Freundin D. lebte ebenfalls in diesem Tempel. Deine andere Freundin V. übrigens auch. Du bist umgeben von Priesterinnen und Priestern. Damals und heute. Du müsstest es nur mal glauben! Deshalb WEISST du auch, was du für dich und andere tun musst – und was nicht. Du und die anderen Frauen, ihr nehmt euch gerade wieder zurück, was ihr hattet. Richtig so! Bringt eure Tempel wieder zusammen. Oder baut neue. Niemand wird sie euch auf dem Silbertablett servieren. Kämpft für sie. Und dann: Lehrt Balance in ALLEN Dingen.

T: Aber ich bin doch eine Schreiberin. Ich muss mich auf diese Arbeit konzentrieren.

J: Eine Schreiberin benötigt ebenfalls liebevolle Verbindungen mit anderen. Schwesternschaft. Und jeder Tempel braucht überdies eine Schreiberin. Übrigens liebst du es, anderen beizubringen, wie sie das Ungeplante niederschreiben können. Das Unvorhersehbare. Die weisen Geschichten von Allem-was-ist.

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